Das war gestern ein Kampf für die Ewigkeit! Die Ringschlacht von Wembley zwischen Anthony Joshua (Großbritannien) und Wladimir Klitschko (Ukraine) elektrisierte die gesamte Boxwelt.
Nach der für ihn so brutalen Nacht von London wird sich Wladimir Klitschko die Sinnfrage stellen müssen. Vier schwere Kopftreffer, welche in der elften Runde zum Abbruch durch den amerikanischen Ringrichter David Field führten, setzten zugleich viele Fragezeichen. Nämlich, ob es eine Fortsetzung der Karriere des ehemaligen Weltmeisters im Schwergewicht geben wird. Der Brite Anthony Joshua bleibt nach dem Technischen k.o. IBF-Champion und hat sich außerdem den zuvor vakanten Titel als Superchampion der Boxverbandes WBA gesichert. Damit gewann Joshua seinen 19. Profikampf vorzeitig, war aber in Runde sechs am Rande einer Niederlage.
Denn in dieser Runde sprach alles dafür, dass der Veteran den makellosen Kampfrekord des Athleten, der übrigens noch bei seiner Mutter im Norden Londons lebt, ruinieren würde. Nach zwei Runden mehr oder weniger im gegenseitigen Beobachtungsstadium, war Joshua der geschmeidigere, aktivere Boxer. Klitschko, der mit 109,1 Kilogramm so leicht über die Waage gegangen war wie seit sieben Jahren nicht mehr, bewegte sich flotter als je zuvor, ohne sich geschlagene vier Runden Respekt zu verschaffen. Weil er, auch das ist ein allzu bekanntes Muster seines risikominimierenden Stils, den Jab bevorzugt und die rechte Schlaghand nur spärlich einsetzt.
Trainer Jonathan Banks und Bruder Witali mussten laut werden, bis sie in Runde fünf erhört wurden. Von der Schlaghand getroffen, ging Joshua zu Boden, richtete sich wieder auf, und sah mit einem Schlag gegen den nachsetzenden Herausforderer wie der kommende Verlierer aus. Der frische Cut über dem linken Auge Klitschkos war kein Thema mehr angesichts des nach dem Gong in seine Ringecke wankenden Joshua.
Zum Schluss ging Joshua aus dem Spektakel dennoch als klarer Sieger hervor. In der elften Runde musste man sich nach zwei Niederschlägen Sorgen um Klitschkos Gesundheit machen, ehe der Ringrichter den Kampf abbrach.
Als Wladimir Klitschko um 1.35 Uhr in den Katakomben des Wembley-Stadions vor die Presse trat, sah er schon wieder erstaunlich erholt aus. Der furchterregende Cut am linken Auge war überschminkt, sein Blick drückte Entschlossenheit aus. Der Altmeister wollte trotz der schmerzhaften K.o.-Niederlage gegen den neuen Box-Riesen Anthony Joshua keine Schwäche zeigen – und das große Thema Rücktritt wischte er vorerst zur Seite.
“Ich bin glücklich, das war ein großer Fight”, sagte Klitschko und sorgte für etwas Verwunderung. Beide Boxer hatten den 90.000 Zuschauern im britischen Fußball-Tempel eine mitreißende Ringschlacht geboten, die Box-Laien wie -Experten von den Sitzen riss. Der fairer Verlierer, sprach von einem “verdienten Sieg” für den in Watford geborenen Sohn nigerianischer Eltern. “Anthony war besser als ich”, betonte “Dr. Steelhammer”. Und direkt nach dem Kampf sagte Joshua: “Ich habe nichts dagegen, nochmal gegen ihn zu kämpfen, wenn er das möchte”.
Freuen durften sich beide Boxer allemal: nach Schätzungen britischer Medien soll der Kampf rund 50 Millionen Euro eingebracht haben. Allein das britische Pay-TV habe demnach 30 Millionen Euro in die Kassen gespült. Ein Ticket für den Kampf im Bezahlfernsehen kostete 19,90 Pfund (23,60 Euro). Beide Boxer sollten dem Vernehmen nach zwischen 15 und 20 Millionen Euro für den Fight erhalten.
Wir werden sehen was die Box-Zukunft bringt und halten euch natürlich am Laufenden.