Der brasilianische Kampfsport Capoeira ist auf dem Vormarsch. Hollywood hat ihn bereits entdeckt und es gründen sich auch in Österreich immer mehr Vereine, die diese Mischung aus Kampf und Tanz mit einer guten Prise Akrobatik lehren. Manche bezeichnen das Gesamtpaket sogar als Lebensphilosophie. Grund genug euch etwas über diese Sportart zu erzählen!
Was ist Capoeira?
Capoeira ist eine Kampfkunst, die aus Brasilien kommt und fast so populär wie Fußball ist. Sie wird im Rhythmus praktiziert und besitzt ein ziemlich reiches Bewegungsrepertoire: Techniken die an asiatische Kampfkunste erinnern, Bewegungselemente aus afrikanischen Tänzen, atemberaubende Akrobatik, aus der das verwandte Breakdancing eine beachtliche Menge geliehen hat. Die Capoeiristas bilden einen Kreis, die so genannte „Roda“, in der immer zwei Kontrahenten gegen einander treten und in der Regel spielerisch ein Duell austragen. Sie sind gleichzeitig Gegner und Partner, sie kämpfen und gleichzeitig bieten ein interessantes Spektakel an. Die Begleitmusik dazu wird von Teilnehmern des Kreises gespielt. Musiker und Spieler wechseln sich ab, so dass jeder Roda-Teilnehmer in den Genuss der Bewegung kommen kann.
Geschichte
Wo genau und wie Capoeira entstanden ist, lässt sich schwer rekonstruieren. Die ersten schriftlichen Belege über ihre Existenz sind Polizeiberichte aus dem 19. Jahrhundert. Dies zeugt von ihrer Unterdrückung und Verfolgung durch die Staatsgewalt. Dieser Mangel an schriftlichem Material lässt viel Raum für Spekulationen, unterschiedliche Auffassungen und mythologische Erzählungen.
Ihr afrikanischer Ursprung lässt sich jedoch nicht leugnen. Das rhythmische Element in ihr ist der sichere Beleg dafür. Der Rhythmus war der ständige Begleiter sämtlicher Alltagsaktivitäten der Afrikaner sowohl in der alten als auch in der neuen Welt (das rhythmische Mörsern der Körner, der rhythmische Gesang in den Baumwollfeldern Nordamerikas, der rhytmische Gesang der Puxada de Rede beim Ziehen der Fischernetze an der Küste Brasiliens). Kampfspiele hätten da keine Ausnahme bilden können. Die Sprache der Schlaginstrumente war die einzige gemeinsame Sprache der afrikanischen Sklaven im neuen Kontinent, da sie aus unterschiedlichen Nationen stammten.
Einige Forscher halten es aber für eher unwahrscheinlich, dass es eine „Urform“ der Capoeira gab, die aus Afrika kam. So wie sämtliche anderen künstlerischen Ausdrucksformen afrikanischer Herkunft in der neuen Welt (Jazz, Blues, Salsa, Calypso, Samba) ist Capoeira aus der Begegnung unterschiedlicher Kulturen entstanden, sowohl afrikanischer als auch indianischer und vielleicht auch zu einem kleinen Teil europäischer. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Unterschicht in Brasilien, zu der nicht nur Nachkommen von afrikanischen Sklaven gehörten, sondern auch viele Mischlinge, wenige Weiße und sogar gelegentlich auch Ausländer (Bira Almeida erwähnt den Capoeirista „Grego das Ostras“ in seinem Buch “Capoeira – A Brazilian Art Form. History, Philosophy, and Practice”). Es waren hauptsächlich Menschen aus dieser Unterschicht, die Ende des 19. Jahrhunderts Capoeira praktizierten (s. Literatur, Prof. Dr Michael Zeuske, Bira Almeida). In ihrer damaligen und heutigen Form hätte Capoeira nie in Afrika entstehen und sich entwickeln können. Den fruchtbaren Boden dafür bot dagegen reichlich die neue Heimat Brasilien an.
Im folgendem Video erzählt und zeigt euch Mestre Sorriso mehr über diese faszinierende Sportart!