Interview mit MMA Star Arbi Agujev

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Letzten Samstag stand alles im Zeichen von MMA. Denn bereits zum zweiten Mal kam der russische Promoter Absolute Championship Berkut (ACB) im Rahmen seiner Europatournee nach Wien. Und zeigte sich für spannende Kämpfe mit Profis aus über 15 Nationen verantwortlich. Den Hauptkampf bestritten Austro-Tschetschene Arbi „Monster“ Agujev und der Engländer Löwenklaue Andy „Lion`s Paw“ Devent. Schon in der ersten Runde nach nur 21 Sekunden holte sich Arbi Agujev den Sieg durch KO. Wir sprachen mit dem glücklichen Sieger.
Kampfsport1: Wie hast du dich für deinen letzten Kampf vorbereitet bzw. wie bereitest du dich generell vor?
Arbi Agujev: Ich bereite mich acht Wochen vor einen Kampf vor. Wenn es geht dann im Ausland, entweder in Polen oder Thailand sonst in Wien. Nur leider gibt es in Wien nicht viel Sparing-Partner, deswegen fliege ich meisten nach Phuket, Thailand.
Wie sieht es mit deinem Gewicht aus?
Die letzten zwei Wochen habe ich mehr als 15 Kilo abgenommen. Vor einem Kampf muss ich immer abnehmen. Ich wiege nicht 77,6 Kg wie bei der Abwaage. Ich wiege eigentlich zwischen 92 und 95 Kilo.

Foto: Michael Lehner
Was machst du am Tag deines Kampfes?
Vor dem Turnier wärme ich mich auf bis zum vorletzten Kampf. 15 Minuten vor meinem Kampf höre ich dann auf und ruhe mich bis zu meinem Auftritt aus.
Wusstest du schon als kleiner Junge, dass du einmal den Weg eines MMA-Kämpfers einschlagen wirst?
Nein, ich hatte keine Ahnung. Als Kind habe ich mit Judo begonnen. Machte dann weiter mit dem Ringen und Jiu-Jitsu. 2007 begann ich schließlich mit dem MMA-Training. Im Sommer 2008 debütierte ich dann als professioneller MMA-Kämpfer.
Du hast dich also weiterentwickelt?
Ja, ich wollte mich athletisch weiterentwickeln. Ich nahm zwar bei der österreichischen Staatsmeisterschaft teil, doch merkte ich schnell , dass ich ein Athlet im Weltergewicht sein wollte. Außerdem wollte ich (Thai)boxen dazu nehmen, weil MMA moderner wurde und so fing meine Karriere an.
Wer ist dein Vorbild im MMA?
Der mexikanische UFC-Fighter Caine Velasquez. Ich habe all seine MMA-Kämpfe gesehen. Ich wurde neugierig und wollte es selber einmal ausprobieren. Eigentlich hätte das nur eine einmalige Sache sein sollen, doch dann wurde mehr daraus.
Kannst du davon leben?
Ich bin zwar professioneller MMA-Kämpfer, aber noch kann ich nicht davon ausschließlich leben. Zwar erhalte ich manchmal Bonus-Gagen, doch das sind eher die Ausnahmen.
Was arbeitest du nebenbei?
Nebenbei arbeite ich in einem jüdischen Geschäft als Hilfsarbeiter bei der Kassa im 20. Wiener Bezirk.
Wer weiß, vielleicht musst du das bald nicht mehr machen, schließlich bist du in Wien für viele Jugendliche ein Star.
(Lacht) Ich bin kein Star. Ich fühle mich nicht wie einer. Dennoch möchte ich sehen, wie weit ich komme.
Was sagt deine Familie zu dem Kampfsport, deine Mutter insbesondere?
Sie sagt mir oft ich soll nicht kämpfen. Sie will, dass ich aufhöre, da sie Angst um mich hat. Trotzdem ist sie stolz auf mich. Wenn ich gewinne, freut sie sich für mich und ist auch gleichzeitig erleichtert, dass es vorbei ist. Es bleiben brutale Kämpfe, deswegen ist sie nie live dabei.

Foto: Michael Lehner
Du bist auch mit dem Projekt “Street 2 Future” sozial engagiert, richtig?
Ja, vor vier Monaten begann ich daran teilzunehmen. Ich gab den Jugendlichen auch Unterricht. Leider musste ich dann nach Thailand wegfliegen. Momentan bin ich in der Erholungsphase und verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Bald möchte ich wieder mit dem Projekt starten. Es ist mir ein großes Anliegen, dass die Kids nicht ohne Perspektive da stehen und unnötig beginnen zu streiten.
Eben, du hast für diese Jugendliche eine gewisse Vorbildfunktion.
Genau, ich schätze das sehr. Sie haben Respekt vor mir. Was ich an Erfahrung weitergeben kann, gebe ich liebend gerne an diese Kids weiter. Sie sollten nicht kriminell werden und etwas aus ihrem Leben machen. Sobald ich wieder mehr Zeit finde, möchte ich diese mit ihnen verbringen.
Vielleicht entwickelt sich dieses Pilotprojekt weiter auf andere Bezirke, was meinst du?
Das hoffe ich. Ich werde dies auch mit den Organisatoren besprechen. Es wäre schade, wenn Jugendliche durch unnötige Aktionen ihre Zukunft verbauen.
Du hast bestimmt auch kein einfaches Leben gehabt, wenn man bedenkt, dass du in jungen Jahren deine Heimat verlassen musstest, oder?
Genau, zwar war ich als junger Bursche auch schlimm, aber dann wurde mir klar, dass das nicht der richtige Weg ist. Geraucht und getrunken habe ich aber nie in meinem Leben. Ich war damit immer sehr vorsichtig. Außerdem wollte ich nicht in meinem Leben von jemandem oder etwas abhängig sein.

Foto: Michael Lehner
Du kämpfst für Österreich, wie kam es dazu?
Seit 2003 bin ich in Österreich. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich hier verbracht. Ich repräsentiere Österreich, weil ich hier nun einmal lebe. Warum sollte ich andere Länder repräsentieren, wenn ich hier wohne. Ich werde meine Heimat Tschetschenien nie vergessen. Tschetschenien ist und bleibt meine Heimat. Meine Wurzeln sind von dort und das werde ich nie ablegen. Dennoch lebe ich in Wien und das respektiere ich.
Oft hört man Vorurteile über Tschetschenien, wie gehst du damit um?
Überall gibt es gute und schlechte Menschen. Man darf das nicht von Ländern abhängig machen. Man darf nicht verallgemeinern. Nur weil ein Tschetschene schlecht ist, darf man nicht davon ausgehen, dass alle so sind. Mit einer gewissen Portion Menschenkenntnis merkt man schnell, wie manche Leute so ticken. Mensch ist Mensch! Ich respektiere alle Menschen!
Was dürfen deine Fans für 2017 noch erwarten?
Im August bzw. September sollte noch ein Kampf in Wien stattfinden. Organisiert wieder von ACB.
Wer wird dein Gegner sein?
Das kann ich noch nicht sagen. Wahrscheinlich einer aus Tschechien. Grundsätzlich erfahre ich das erst wenn ich mit meinen Kampf-Vorbereitungen fertig bin.
Hast du einen Wunschgegner?
Nein, wenn mich jemand duellieren will, bin ich stets bereit gegen diesen anzutreten.
Zum Schluss, was sind deine Zukunftspläne?
Trainieren, trainieren, trainieren, und mehr Kämpfe beschreiten. In ferner Zukunft möchte ich aber gerne eine Kampfsportschule eröffnen und die Kids selber unterrichten.
Vielen Dank für das nette Gespräch. Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg für deine weiteren Pläne!
Danke, ebenfalls!

Foto: Michael Lehner

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