Die unbesiegt deutsche Profiboxerin Nicole Wesner, 14: 0 (6) tritt am 22. September 2018 bei der Austrian Fight Challenge gegen die hart schlagende Dominikanerin Lina Tejada, 11-5 (9) an. Nicole Wesner, die 2012 Profiboxerin wurde, ist Akademikerin, spricht fließend sechs Sprachen und arbeitete einst als Managerin in einem Konzern für Medizinprodukte, bis sie ihre Liebe fürs Boxen entdeckte. Wir sprachen mit Nicole über ihren bevorstehenden Kampf.
-Die Vorbereitungen laufen gut. Es kann natürlich immer besser laufen, aber weitestgehend bin ich zufrieden.
-Sie heißt Lina Tejada, kommt aus der Dominikanischen Republik und ist Profiboxerin seit 2011. Sie hat 16 Kämpfe, davon 11 Siege. Sie kommt eigentlich aus der nächst höheren Gewichtsklasse, dem sogenannten Halbwelter. Sie ist eine Boxerin mit großem Kämpferherz wie es oft bei Boxerinnen aus dem lateinamerikanischem Raum ist. Lina hat eine sehr robuste Natur, ist erst einmal in ihrer Laufbahn Ko gegangen und das war auch kein richtiger KO, sondern nur ein TKO.
Wie ist deine Prognose für den Kampf?
-Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass der Kampf über die Runden geht. Ich sehe mich technisch im Vorteil und denke, dass ich gewinnen werde.
Was steht nach dem Kampf an?
-Eine große Pause werde ich nicht machen, da ich meinen Urlaub für Ende des Jahres geplant habe. 1-2 Wochen werde ich es ruhiger angehen lassen, dann werde ich versuchen, so schnell wie möglich in meinen Trainingsalltag zurückzukommen.
Warum bist du gerade Boxerin geworden und nicht z.B Kickboxerin oder MMA-Fighterin?
-Als ich mit dem Boxen bekommen habe, habe ich angefangen mich für das Thema Kampfsport allgemein zu interessieren. habe ein paar Wochen Kickboxen und Bodenkampf ausprobiert. Als ich ein Problem am Knie hatte, habe ich das alles gelassen und mich aufs Boxen konzentriert. Boxen war meine erste große Liebe und da ich eh schon so spät angefangen hatte, habe dann gedacht, ich konzentriere mich jetzt mal lieber aufs Boxen. Ganz raus aus meinem Kopf ist es aber dennoch nicht. Ich würde ganz gerne mal einen Kickbox-Kampf machen.
Dein härtester Kampf bis jetzt?
-Mein härtester Kampf war gegen Irma Adler 2015. Es liefen einige Dinge in der Vorbereitung schlecht, konditionell war ich damals nicht gut drauf und ich war mental etwas angespannt, da ich relativ viel Stress hatte (ich manage mich ja selbst). Ich hätte den Kampf normalerweise klar gewinnen sollen. Aus verschiedenen Gründen habe ich meine Leistung nicht abrufen können. Den Kampf habe ich aus reiner Willenskraft gewinnen können.Aber ich war sehr froh über diesen Kampf. Es geht immer am meisten weiter, wenn man unzufrieden ist.
-Ich möchte nicht wissen, wie oft gefragt worden bin „Hast Du nicht Angst um Dein Gesicht/Nase“? Ich rolle dann innerlich immer mit den Augen und frag mich, ob Männer die Frage genauso oft gestellt bekommen.
Sicherlich wirst du zum Großteil mit Männern trainieren müssen? Ist dies ein Vorteil, ein Nachteil oder auch bei deinen Gegnerinnen Alltag?
-Eigentlich trainiere ich nur mit Männern. Nicht, weil es besser ist, sondern weil es einfach zu wenig Frauen gibt. Ich mache eigentlich kein Unterschied, ob ich mit Männer oder mit Frauen trainiere. Es muss halt einfach passen.
Was würdest du Mädchen bzw. Frauen raten, die Interesse am Boxen haben, aus verschiedenen Gründen aber noch Zweifel haben?
-Komm vorbei und probiere es aus!
Dein Vorbild?
-Hm, ich bin jetzt niemand, der sich einen Sportler raussucht und versucht den Sportler nachzuahmen. Jeder Sportler ist ein Unikat. Aber ich habe Boxer, die mich inspirieren. Wie z.B. Bernard Hopkins, der bis 51 Jahren geboxt hat. Er ist auch ein Boxer mit sehr hoher Ringintelligenz. Bis ins Alter von 48 Jahren hat er noch Boxer aus den Top Ten geschlagen. Renzo Gracie hat vor kurzem mit 51 Jahren noch einen MMA-Kampf gewonnen. Ich habe spät mit Kampfsport begonnen und möchte noch viele Jahre kämpfen. Diese Menschen inspirieren mich und bestätigen mir, was alles geht.
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