Mit seinen 20 Jahren hat der gebürtige Wiener Neustädter Marcel Rumpler schon mehr erreicht, als andere in ihrem ganzen Leben. Der leidenschaftliche Boxer ist sportlich auf der Erfolgsspur, denn am 19. November wurde er zum dritten Mal österreichischer Staatsmeister im Weltergewicht (-69 Kg). Zudem ist er Mitglied des Österreichischen Nationalteams und Teil des Projektes 2020 mit dem Ziel die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio zu schaffen. Kampfsport1.at traf ihn im Gym Bounce Club, wo er seine meiste Zeit verbringt und sprach über seinen Erfolg zum dritten Mal den Titel des österreichischen Staatsmeister mit nach Hause genommen zu haben.
(Im Finale der österreichischen Staatsmeisterschaft 2017)
Kampfsport1.at: Hallo Macrel, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Titel, wie fühlst du dich nach diesen drei Tagen?
Marcel Rumpler: Dankeschön, ja es waren drei anstrengende Tage, aber es hat sich ausgezahlt, weil das auch gleichzeitig mein dritter Elite-Titel in Folge war. Mit 18 hatte ich meinen ersten und jetzt mit 20 habe ich schon den dritten. Mir war es schon wichtig den Titel wieder verteidigt zu haben. Das war natürlich auch eine Herausforderung für mich drei Tage zu kämpfen und diese einstimmig gewonnen zu haben. Letztendlich war das mein Ziel und ich habe es geschafft. Darüber bin ich sehr glücklich.
Kampfsport1.at: Wie war deine Taktik?
-Wir hier im Bounce Club haben viele Sparring-Partner, daher konnte ich mich optimal darauf vorbereiten. Zudem hatte ich mich schon eingestellt gehabt dreimal zu boxen.
Kampfsport1.at: Erzähl’ uns doch etwas über deine Gegner!
-Mein Gegner im Finale, Süleyman, war Wiener und auch aus dem Club wo ich immer trainiere. Wir wurden zwar bei der Auslosung auseinander gesetzt, sind aber im Finale wieder aufeinander gestoßen. Wir kannten uns ja schon, trotzdem bin ich selbstbewusst in den Ring gestiegen und habe mich nur auf den Sieg fokussiert. Mein Kampf im Halbfinale war sehr aufregend, da ich gegen einen Tiroler antrat und wir in Innsbruck gekämpft haben. Alle haben sehr darauf gehofft, dass er den Kampf gewinnen würde, doch schlussendlich habe ich mich durchgekämpft und habe den Sieg eindeutig gewonnen.
Kampfsport1.at: Du musst doch einen ordentlichen Druck verspürt haben, oder?
-Natürlich, Druck ist immer da, vor allem wenn man als Favorit gesetzt wird. Man hatte sich viel von mir erwartet und alles in drei Tagen nach der Abwaage zu präsentieren war nicht so leicht.
Kampfsport1.at: Wie würdest du technisch die Kämpfe beschreiben?
-Der Wiener war technisch auf genau so einem Level wie ich, da wir ja im selben Gym trainieren. Zum Tiroler kann ich nur sagen, dass er top war, er war mehr kämpferisch unterwegs, schlussendlich konnte ich aber mit meiner Technik den Kampf, der sehr intensiv war, für mich beanspruchen.
Kampfsport1.at: Deine erste Staatsmeisterschaft war 2015, welche Erinnerungen hast du daran?
-Da war ich 18 Jahre alt und hatte meine erste Elitemeisterschaft, die Regeln waren noch anders, da ich noch im Jugendjahr war und mit Kopfschutz geboxt habe. Auf Grund meines Alters wurde eine Ausnahme gemacht und habe ohne Kopfschutz geboxt. Somit wurde das mein erster Elitekampf ohne Kopfschutz, was quasi eine Premiere war. Meine Gegner waren älter und dementsprechend war auch meine Anspannung groß. In den letzten Jahren habe ich dann auch international mehr Erfahrung sammeln können, daher nehme ich eine Meisterschaft jetzt schon etwas gelassener.
Kampfsport1.at: Wie weit soll es mit dir professionell gehen?
-Mein Ziel ist Olympia 2020 in Tokio. Sehr lange bis dahin ist es nicht mehr und ich versuche alles drauf zu setzten. Dazwischen gibt es aber noch EM’s, WM, und internationale Tuniere um weitere Medaillen zu sammeln.
Kampfsport1.at: Wie bist du mit dem Boxen in Kontakt gekommen?
-Ich war schon als Kind mit sieben, acht Jahren sehr Kampfsport begeistert. Anfangs habe ich noch Fußball, Tennis gespielt und habe Karate gemacht. Durch einen Schulfreund bin ich dann auf’s Boxen gekommen, weil mich das schon immer fasziniert hat und als ich dann mit zum Training gegangen bin, wurde das mein Sport. Langsam begann ich dann auch mit den ersten Kämpfen.
Kampfsport1.at: Kannst du uns etwas über deinen ersten Kampf erzählen?
– Anfang 2010 habe ich mit dem Boxen begonnen und Ende 2010 stieg ich zum ersten Mal in den Ring. Damals mit 13 Jahren hatte ich noch 48 Kilogramm. Ich hatte richtig viel Lampenfieber und war rot im Gesicht. Mir kam das alles wie im Film vor. [lacht]
(Marcel Rumpler im Bounce Club)
Kampfsport1.at: Du hast dann also alles gegeben was du konntest?
-Genau, es passierte alles aus dem Unterbewusstsein, auch durch das ganze Adrenalin und dann ist einfach der Film abgelaufen [lacht]
Kampfsport1.at: Wie lange hast du dich darauf vorbereitet?
-Die ersten Monate habe ich die Technik sowie die grundlegenden Sachen gelernt. Danach darf man zum ersten Sparring-Partner, wo dann auch der erste Kontakt passiert. Ich wurde sehr gut aufgenommen und das gab mir mehr Motivation weiterzumachen – vom ersten Kampf, zum ersten Meistertitel, dann zum Nationalteam u.s.w.
Kampfsport1.at: Du hast auch einen jüngeren Bruder, Artan Rumpler, der ebenfalls Boxer ist, wie tauscht ihr euch aus?
-Meinen kleinen Bruder habe ich zu meinen Boxtrainings mitgenommen. Ich dachte mir: Bevor er etwas anderes macht, dann soll er mich begleiten. So sind wir immer gemeinsam zum Training gegangen. Wir helfen uns stets gegenseitig, wenn es Probleme im Training gibt oder wir nicht weiterkommen, nach dem Motto: Eine Hand wäscht die andere.
Kampfsport1.at: Also hast du auch ihm gegenüber eine Vorbildfunktion, richtig?
-Natürlich sieht er mich als Vorbild. Ich versuche meinem Bruder so gut wie möglich zu helfen, ihm neue Sachen beizubringen oder bestimmte Fehler auszubessern. Er unterstützt mich jedoch auch. Gemeinsam wollen wir nach Tokio.
Kampfsport1.at: Wie weit hat er es bereits geschafft?
-Er ist jetzt in seiner Klasse österreichischer Jugendmeister. Im Frühling diesen Jahres hatten wir erstmals die Ehre, gemeinsam auf der obersten Treppe des Siegespodest zu stehen: Artan wurde Staatsmeister im Mittelgewicht (U17), ich holte den Titel im U23-Weltergewicht.
Kampfsport1.at: Hast du irgendwelche Vorbilder?
-Früher habe ich mir immer die großen Boxlegenden, wie Muhammad Ali als Vorbild genommen. Sie sind und bleiben einfach Legenden, aber ich orientiere mich auch an diejenigen Boxer, die top Leistungen in den Weltmeisterschaften bringen oder, die jetzt in der Olympia waren. Wie sie eben trainieren und die ganze Sache angehen, weil genau dorthin will ich auch hin.
(Marcel wurde zum ersten Mal Staatsmeister 2011)
Kampfsport1.at: Das Bounce-Team unterstützt dich tatkräftig dafür, wie ist diese Gemeinschaft entstanden?
-Anfangs habe ich in Wiener Neustadt mit dem Training begonnen, wo ich auch meine ersten Kämpfe hatte, dann wurde ich 2012 durch meinen österreichischen Meistertitel erfolgreich ins Nationalteam aufgenommen. Wir hatten Internationalteam-Prüfung. So hatte ich dann zum ersten Mal Kontakt zu meinem jetzigen Cheftrainer Daniel Nader. dem auch das Bounce gehört. Wir hatten gleich einen Bezug. Ich wollte mich weiterentwickeln, nicht stehen bleiben und mehrer Sparring-Partner haben, so ging ich nach Eisenstadt trainieren. Das hat aber nicht gepasst, dann kam ich zum Heeressport und begann zu trainieren. So kam ich nach Wien, weil das Bounce das Bundesstützpunkt von Österreich ist. Schlussendlich habe ich mich dann entschlossen komplett nach Wien zu ziehen, weil die Trainingsmöglichkeiten einfach besser sind. Mittlerweile kennen wir uns schon sehr lange – das ganze Bounce-Team ist quasi meine zweite Familie geworden.
Kampfsport1.at: Wie sieht ein Trainingsalltag bei dir aus?
-Wenn ich mich in der Vorbereitung befinden, dann beginnt das erste Training von 10 bis 12 Uhr, je nach dem, haben wir eine technische Einheit, eine Tatzen-Einheit, Partnerübungen, Lauf – was eben am Plan steht und in welcher Phase wir uns gerade befinden. Nach den Training gehe ich heim und komm am Abend von 18 bis 20 Uhr wieder trainieren.
Kampfsport1.at: Das ist also ein Full-Time-Job.
-Genau, jetzt habe ich noch zusätzlich einen Vertrag beim Heeressport bekommen, der im Dezember für ein Jahr beginnt. Das ist natürlich super für mich, denn so kann ich mich voll und ganz auf mich und dem Boxen konzentrieren.
Kampfsport1.at: Du hast auch nebenbei einige Trainerlizenzen abgeschlossen, erzähl’ mal davon, bitte.
-Nach der Schule mit 18 Jahren, habe ich die C-Lizenz erfolgreich abgeschlossen, jetzt vor einem Monat habe ich den Instruktor, dem Lehrwart, gemacht. Jetzt bin auch staatlich geprüfter Trainer und geben auch nebenbei Trainerstunden.
Kampfsport1.at: Für solche Leistungen, die du bringst, ist ein strenger Diätplan unumgänglich, oder?
-Vor den Wettkämpfen muss ich mit dem Gewicht runter, auf meine Gewichtsklasse. Jeder Boxer ist ein Paar Kilos über seine Klasse, das ist normal. Dementsprechend muss man das abnehmen, aber nicht radikal, weil sonst hat man keine Kraft mehr beim Kampf. Deshalb beginnt die Diät schon Wochen davor. Da muss ich wirklich richtig trainieren und mich richtig ernähren.
Kampfsport1.at: Was machst du dann nach einem Kampf, wenn alles vorbei ist?
-[lacht] Da gönnt man sich so richtig einen fetten Burger. Irgendetwas Fast-Food-mäßiges, wo man die Tage davor vielleicht davon geträumt hat *hehe* Man ist dann sehr erleichtert, vor allem wenn alles nach Plan gelaufen ist. Jetzt kommt auch die schöne Weihnachtszeit, da gehe ich alles ruhiger und entspannter an. Auf das freue ich mich schon.
Kampfsport1.at: Punkto: Feiern gehen, kommt das für dich in Frage?
-In der Vorbereitung, bei den Wettkämpfen kommt das gar nicht vor. Da muss ich schon ‘mal Nein sagen und am Wochenende zuhause bleiben, während einige meiner Freunde vielleicht fort gehen. Das gehört zu einem Boxerleben nun mal dazu. Von nichts, kommt nichts. Wenn man etwas erreichen will, dann muss man diese Tage eben durchbeißen, dafür irgendwann den Ruhm genießen 🙂
Kampfsport1.at: Wenn du gerade nicht in einer Vorbereitung steckst, wo findet man dich?
-Ich wohne in Wiener Neustadt und fahre zu meiner Familie eben, wenn ich nichts mit Boxen zutun habe. Treffe mich mit meinen Freunden und genieße die Zeit mit meinen Liebsten und einfach nur zuhause sein.
Kampfsport1.at: Die letzten Worte gehören dir…
-Ich bedanke mich bei meinem Club für die Unterstützung, auch bei meinem Trainer und meinen Trainingskollegen und falls das meine Eltern lesen, natürlich auch bei denen. Ein sehr großes Dankeschön!
(Fotos:Facebook/Marcel Montana Rumpel)