Profiboxer Philipp Wiesenhofer (2-1-1) steht dieses Jahr im Finale der Savate Europameisterschaft und wird diesen im September – als erster Österreicher jemals – antreten. Der Fightclub 300-Kämpfer absolvierte erfolgreiche Kämpfe bei der Savate Europameisterschaft im Combat in Pamiers, Frankreich. Nach zwei spannenden Tagen mit starken Kämpfen konnte sich der 27-jährige Philipp Wiesenhofer für das Europameisterfinale qualifizieren. Der Finalkampf um die Goldmedaille findet am 29. September in Paris gegen den zweifachen französichen Meister in Savate statt, doch davor steigt er am 11. August gegen den 30-jährigen Profiboxer Joan Lique Cañaveral (3-0-0) von der Boxakademie Frankfurt in den Ring. Wir sprachen mit dem Athleten aus Weiz über seine Anfänge, Ziele und seine bevorstehenden Kämpfe.

Hallo Philipp, danke, dass du dir Zeit genommen hast mit uns etwas über deine sportliche Karriere zu sprechen. Erzähle uns doch wie du zum Kampfsport gekommen bist.
-Als Kind habe ich, wie so manche in meinem Alter, Dragon Ball angesehen. Dadurch habe ich irgendwie den Traum entwickelt auch mal ein großes Turnier zu gewinnen.
War das Boxen deine erste Entscheidung?
-Nein, gestartet habe ich mit Kickboxen. Mit der Zeit habe ich dann gemerkt, dass der Level in meinem ersten Club nicht das Level ist das ich erreichen wollte. Ich habe dann zu einem guten MMA-Gym gewechselt, weil es damals die einzige Möglichkeit war mich zu verbessern. Mit meinem aktuellen Trainer habe ich wieder zu meiner ersten Liebe, dem Kickboxen nach K1 – Regeln, zurückgewechselt und Schritt für Schritt auch im Savate und Boxen Fuß gefasst.
Das 1. Mal im Ring zu stehen, was war das für ein Gefühl?
-Es war eine Mischung aus Nervosität, Freude und definitiv Stolz. Und ich denke jeder, der in den Ring steigt versteht was ich damit meine.
Wie fühlst du dich emotional kurz vor einem Kampf?
-Aufgrund unserer Aufwärmroutine, körperlich und mental, bin ich vor einem Kampf 100% fokussiert und brenne eigentlich endlich zu kämpfen.
Was weißt du über deinen nächsten Gegner Cañaveral, hast du eine Strategie?
-Ich weiß, dass er auch aus dem Kickboxen kommt und er schon auf großen Veranstaltungen gekämpft hat und, dass ich gegen ihn in seiner Heimatstadt kämpfe. Ich respektiere ihn und seine Erfolge sehr, aber ich werde einen guten Kampf liefern, werde seine Aktionen gut parieren und die Augen offen halten für meine Chance zuzuschlagen.
Gibt es einen bestimmten Boxer gegen den du gerne einmal Boxen würdest?
-Keinen einzelnen speziellen Boxer, aber ich hätte gerne ein paar Rematches, weil ich nicht immer ganz mit den Entscheidungen und Ergebnissen einverstanden war.
Wie siehst du die Entwicklung im Boxen hier in Österreich?
-Das Amateur-Boxen in Österreich ist definitiv auf einem guten Weg, die Verantwortlichen hier machen ihren Job sehr gut. Österreich hat aber auch sehr gute Profi-Boxer in der Weltszene und ich hoffe, dass das von Österreich und den Leuten hier bemerkt wird und die Leistungen dementsprechend anerkannt werden!
Wer sind deine Trainingspartner & wie bereitest du dich auf deine Kämpfe vor?
-Natürlich alle unsere Mitglieder vom Fightclub 300 in Weiz, wie z.B. Carina Greimel, Mahdi Ahmadi, Michaela Reitbauer, welche ebenfalls erfolgreich im Kickboxen, Savate, oder Boxen unterwegs sind. Wir haben auch Beziehungen bzw. Freundschaften mit
anderen Clubs aus Graz, Kroatien, Deutschland und Ungarn mit denen wir trainieren und Sparrings machen. Bezüglich der Kampfvorbereitung, ich gebe jeden Tag das Beste, trainiere hart und kontinuierlich mit meinem Trainer und Teammitglieder und das Mentaltraining darf man natürlich nicht außer Acht lassen.

Wie gehst du mit Niederlagen um?
-Am Tag nach einem Kampf, ob Sieg oder Niederlage, reflektieren und analysieren mein Trainer und ich gemeinsam den Kampf, was war gut was war schlecht, was können wir für das nächste Mal verbessern. Schlussendlich, wenn die Leistung gepasst hat akzeptiere ich das Ergebnis. Am Tag danach verbringe ich dann meistens Zeit mit meinem Sohn Julius, weil mir das Ruhe und Kraft für den nächsten Kampf gibt. Der Montag bringt dann eine neue Woche, neues Training und neue Chancen im Leben, welche ich nutzen will.
Welche Ziele möchtest du im Boxen erreichen?
-Ich habe jetzt keinen konkreten Gürtel oder Titel in Aussicht, ich will eigentlich einfach das Maximum aus mir rausholen, was in meiner Karriere, gemeinsam mit meinem Team, erreichbar ist. Wo die Grenze schlussendlich liegt, wird sich mit der Zeit zeigen. Um das herauszufinden, habe ich auch noch genug Zeit und die nötige Motivation. Aktuell, einfach einen Schritt vor den anderen setzen.
Für welche Dinge kannst du dich abseits vom Boxen begeistern?
-In erster Linie für meinen Sohn Julius. Er spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben und gibt mir immer wieder den Antrieb und die Motivation nicht aufzugeben. Nebenbei bin ich noch leidenschaftlicher Fischer.
Was macht dich als Boxer aus und was als Person?
-Niemals zu stoppen. Als Person, sowie auch im Kampfsport, wenn ich eine Mauer vor mir habe, finde ich einen Weg bzw. eine Lösung um diese zu passieren.
Was sagst du Jugendlichen, die auch Pro-Boxer werden wollen, aber vielleicht schon Probleme mit dem Gesetz hatten, du bist auch Trainer oder?
-Ja, ich trainiere unsere Kinder in der Gruppe. Das lässt sich wiederum perfekt damit verbinden, meinen Sohn Julius meine Leidenschaft näher zu bringen. Jeder macht in seinem Leben Fehler, jeder muss sein Kreuz mit sich schleppen, aber auch jeder hat das Recht seine Chancen, etwas Gutes für sich und sein Umfeld zu tun, zu nutzen. Alle sind bei uns im Fightclub 300 oder in anderen Clubs herzlichst willkommen, weil meiner Meinung nach ist Kampfsport der beste Weg sein Leben zu verändern.
Was können wir 2018 noch von dir erwarten?
-Dieses Jahr haben wir im Team eigentlich alles für die Savate Europameisterschaft in Frankreich gemacht, um dort eine Medaille zu holen und ich werde im September der erste Österreicher sein, der sich eine Medaille in Savate bei einer Europameisterschaft erkämpft hat. Ich habe mich heuer im Juni, aufgrund meiner guten Vorbereitung, durch das Qualifikationstunier in Frankreich gekämpft und mich für den Finalkampf, im September, in Paris qualifiziert. Dort werde ich gegen den besten Savatekämpfer in meiner Gewichtsklasse, welcher aus Frankreich kommt, kämpfen und wie man weiß ist Savate in Frankreich eine Nationalsportart. Bis jetzt ist der Plan aufgegangen, welchen Glanz, Silber oder Gold, die Medaille haben wird, werden wir im September schlussendlich sehen.
Vielen Dank, Philipp, möchtest du dich zum Schluss noch bei jemanden bedanken?
-Ja, ein großes Dankeschön an alle Fightclub 300 Mitglieder, die Stadt Weiz, an meine Familie und an meinen Sohn Julius für die Unterstützung und Akzeptanz für meinen Lebensweg und den Sport den ich mir ausgesucht habe. Speziell möchte ich mich bei meinen Trainern Dajana Augustanec und Hrvjoe Kisasondi bedanken, welche mir überhaupt die Möglichkeit auf so einem Level zu kämpfen, erst ermöglichen!
(Fotos: https://www.facebook.com/philipp.wiesenhofer.1)