Wir haben Inhaber Pouria Sanglaji in seinem kürzlich eröffneten Gym im 22. Wienerbezirk besucht und uns seine Lokalität mit dem speziellen Namen näher angesehen. In einem Gespräch erzählte uns der Österreicher mit iranischen Wurzeln etwas über sich als Kämpfer, Trainer und was es mit Thaicross auf sich hat.
(Pouria Sanglaji in seinem Büro)
Pouria Sanglaji ist seit 12 Jahren im Amateur- und Profiberreich im Muay Thai als Fighter und als Trainer tätig. Am 09. 09.2017 eröffnete er sein Gym in Wien 1220, welches sich Thaicross-Gym nennt. Der Name selbst ist eine eigene Erfindung, die mit einer neuen Sportart zusammenhängt. Thaicross ist eine eigene Kreation und eine Mischung aus diversen Crossfit,
Freelatics und Calisthenics Übungen mit zusätzlichen Kraft- und Ausdauerübungen aus diversen Kampfsportarten (Muay Thai/ K1, Boxen, MMA).
Thaicross ist rein auf Kraft & Ausdauer fokussiert und geeignet für alle Sportler sowie Athleten im Amateur- und auch Profibereich. Derzeit trainiert auch Maahyar Sabet Raad, Profiboxer -70kg, dort, der seinen ersten Profi Kampf im Februar im Rahmen der Tosan Fight Gala für Österreich bestreiten wird.
Kampfsport1.at: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast. Erzähl uns doch wieso du dich entschieden hast ein Gym zu eröffnen?
-Ich bin seit 12 Jahren in der Kampfsportszene tätig und irgendwann erträumt sich bestimmt jeder seinen Traum zum Beruf zu machen. Das war mein Plan und so habe ich versucht die beste Lokation zu finden. Mein Ziel war es immer Kampfsport und Ausdauer anzubieten, damit der Athlet selbst beides verwenden kann. Die Kampfsporttechnik ist an sich sehr gut, aber nicht effektiv genug, d.h. jeder Athlet der Kampfsport professionell ausüben will, muss zusätzlich selbst noch etwas machen. Da der Trend momentan im Crossfit liegt, haben wir sozusagen eine Sportart regeneriert. Dabei kam Thaicross heraus.
Du bist auch selber Trainer, wie kam es dazu?
-Um genau zu sein, bin ich staatlich geprüfter Thaibox-Trainer, also staatlich geprüft vom Staat Thailand. Meine beiden Trainer kamen aus Thailand, daher lag das nahe, dass ich meine Trainerausbildung dort absolviert habe. Sie hatten auch Kahn in verschiedenen Höhen und Kategorien. Ich selber habe auch Kahn-Prüfungen gemacht.
Wie bist du als Trainer?
-Mit mir kann man Spaß haben, aber beim Training versuche ich Disziplin, Koordination und aussdauer aus den Schülern herauszuholen. Da kann man nicht locker sein. Sobald du es wirst, werden es auch deine Schüler und können nicht ihre 100% geben. Daher muss ich eine gewisse Disziplin durchführen. Es kommt aber sehr gut bei den Leuten an, da sie die Leistungssteigerung merken.
Erzähl uns etwas über deine aktive Zeit.
– Ich habe das Thaiboxen an sich selbst elf Jahre lang ausgeübt und davon acht Jahre als effektiver Kämpfer. Ich habe einige Kämpfe hinter mir davon sind 34 Profikämpfe, welche zu 90% international bestritten wurden. Dieser Wunsch kam zunächst von meinem Trainer, da er sich gedacht hatte, dass eine internationale Erfahrung zwar teurer, aber schlussendlich effektiver ist. Eine meiner stärksten Erfahrungen war ein thailändischer Kämpfer in der Asienmeisterschaft, als ich in Iran gekämpft habe. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich meine Erfahrung weitergeben möchte, damit meine Schüler das bekommen was ich auch erhielt.
Wie diszipliniert warst du?
-Bei meinen Trainern war es so, dass sie 99% Disziplin verlangt haben und 1% Ehrgeiz. Das ist in der thailändischen Kultur etwas anders als in der Österreichischen. Ich habe gelernt mein Leben so zu handeln, dass alles passt. Nebenbei musste ich mein Studium absolvieren und dann auch einen 40 Stunden Job. Dennoch konnte ich 2 Mal trainieren, dafür um 5 Uhr in der Früh und spät am Abend. Es funktionierte. Ich habe gesehen, dass man viel mehr geben muss, um das zu erreichen was man will. Im Nachhinein bin ich auch meinen Trainern dankbar, dass sie streng mit mir waren.
Woher kommt deine Leidenschaft zum Kampfsport?
-Wie viele Jungs habe ich mit Fußball begonnen und war auch in Vereinen tätig. Ich machte vieles, nur keinen Kampfsport. Mein Vater war nationaler Ringer im Iran, doch mich interessierte das herzlich wenig. Eines Tage habe ich dann Rocky gesehen und fand das ur cool. Dieser Alleingang in den Ring und sich dort zu beweisen hat mich fasziniert. Ich wollte es dann lediglich ausprobieren und begann mit Kickboxen. Ich lernte dann eine Thaiboxtrainer kennen und so begann ich Muay Thai auszuüben und beschäftigte mich mehr mit dieser Kultur und der Geschichte vom Thaiboxen, bis ich dann tatsächlich einen Ring gesehen habe. Ich wurde so von meinem Trainer erzogen. Ich durfte nicht sofort Sparring-Einheiten machen oder auf einen Sandsack zuschlagen. Ich musste mir erst alles Stufe für Stufe erarbeiten, bis er mich angesprochen hat, ob ich nicht kämpfen will. Zwei Jahre lang dauerte das bis ich meinen ersten Amateurkampf bestritt.
Was war dein größter Erfolg?
-2014 mein Interkontinental Champion Titel -70 kg in den Südstaaten. Das war wirklich ein sehr hartes Turnier. Ich hatte in zwei Tagen 14 Kämpfe und jeder der einmal ein Turnier gemacht hat, versteht die Situation, aber ich habe sehr viel an Erfahrung gewonnen.
Wer hat dich dabei unterstützt?
-Meine Familie, also meine Eltern und damals meine Freundin, meine heutige Ehefrau. Sie standen immer hier mir und das hat mich immer gestärkt und dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
All das was du von deinen Trainern gelernt hast und wie sie mit dir umgegangen sind, gibst du das auch so deinen Zöglingen weiter?
-Ich geben das so eins zu eins weiter wie es mit beigebracht wurde, weil ich das im Nachhinein in Ordnung finde. Das ist für mich einer der besten Wege um weiterzukommen, aber ich glaube nicht, dass ich mir zwei Jahre Zeit lasse meinen Schüler in den Ring zu schicken.
Betrachtest du dich “nur” als Trainer oder verlangt dieser Job mehr von dir?
-Ich glaube nach einer gewissen Zeit hast du einfach eine andere Bindung zu deinen Schülern. Man sieht diese Person womöglich öfters als seine eigene Freunde. Irgendwann entwickelt sich eine Bindung, wenn das Training passt. Persönliches, Privates wird dann oft angesprochen. Es kann sich durchaus eine Freundschaft entwickeln. Man versucht dann eher seine Lebenserfahrungen auszutauschen. Der Trainer kann auch vom Schüler lernen.
Siehst du bei einigen deiner Schüler Potenzial, eine Profikarriere anzustreben?
-Bestimmt, aber jeder der zu uns kommt, muss nicht unbedingt zum Fighter ausgebildet werden, aber diejenigen, die das wollen, da stehen wir dahinter. Wir werden sie solange trainieren bis sie gut genug sind in den Ring zu steigen. Wir halten uns jedoch sehr distanziert zu dem Thema: “Du bist ein Monat hier und kannst schon kämpfen; das ist nicht unsere Philosophie. Jeder der zu uns kommt und in den Ring will, wird das bestimmt machen, aber nach einer gewissen Zeit.
Einen Profikämpfer habt ihr bereits im Gym, stell uns ihn doch kurz vor.
-Wir sind momentan in der Klasse Boxen fokussiert. Unser Profiboxer ist Maahyar Sabet Raad. Er hat in Österreich die Profiboxlizenz erhalten. Ab 2018 wird er auch international durchstarten und bereitet sich bald intensiv auf seinen Fight im Februar vor.
Wie sieht der prozentuelle Anteil der Frauen im Gym aus?
-Frauen sind im Kampfsport noch nicht so weit gefächert wie Männer. Mittlerweile zeigt aber die Tendenz, dass viel mehr Damen mitwirken wollen und eventuell eine Profikarriere anstreben. Leider habe ich noch keine, aber ich wäre sehr glücklich, wenn ich einmal eine Dame leadern und als Coach in der Ecke stehen könnte. Wir haben einige Damen im Gym, die fleißig trainieren und vielleicht entwickelt sich da mehr.
(Profiboxer Maahyar Sabet Raad)
Wie ist dein Kaderteam aufgebaut?
-Wir haben ein Kaderteam bestehend aus acht Leuten. Ich habe Thaiboxtrainer, die international agieren. Einer ist aus Thailand, der andere aus Spanien/Marroko, der auch internationale Titel hat. Zudem haben wir einen österreichischen lizensierten Profiboxtrainer und Amateurtrainer. Dann gibt es noch einen amerikanischen Boxtrainer, der eher die Profis trainiert. Zwei Fitnesstrainer und mich als Headcoach runden unser Team ab. Frauen im Team habe wir auch. WIr haben zwei Frauen, die das Backoffice machen und ohne die würden wir glaub ich verloren gehen 🙂
Das klingt alles sehr international, war dies beabsichtigt?
-Unbediengt, diese Internationalität bringen wir auch im Gym ein. Wir sind offen für alle Nationen und unser Gym ist im Grunde wie eine große Familie aus vielen Ländern und Kulturen. Abseits vom Trainerwesen sind wir auch gute Freunde.
Wie stehst du zu Leuten, die schnell ein paar Moves lernen wollen, damit sie diese auf der Strasse anwenden?
-Naja, so etwas kommt manchmal vor. Die meisten drücken es aber anders aus: Sie wollen etwas lernen, damit sie sich draußen verteidigen können. Das ist Einstellungssache und man erkennt schnell die wahren Absichten eines Schülers. Bei solchen Menschen, versuchen wir zu sagen, dass das der falsche Weg ist. Schließlich geht es um den Ruf des Kampfsports und wir distanzieren uns von solchen Menschen, wenn sie ihre Einstellung nicht ändern. Zum Glück passiert das äußerst selten. Man hat auch Angst als Trainer, dass sie all das Erlernte anders verstehen und Probleme machen, aber es geht auch anders. Einige haben komplett andere Wege eingeschlagen und sind mittlerweile auch international anerkannte Thaiboxer.
Wie ernst nimmst du deine Vorbildfunktion?
-Sehr ernst, weil wenn ich sie nicht ernst nehme, kann ich mir nicht erwarten, dass das akzeptiert wird, was ich sage.
Eines Tages einen deiner Schüler hin zu einer Profikarriere aufzubauen, ist das ein Ziel, das du als Trainer anstrebst?
-Natürlich würde ich mich freuen, selbst wenn mein Fighter nicht mehr hier im Gym ist, zusehen zu dürfen, wie er es professionell geschafft und sich weiterentwickelt hat. Da spreche ich für alle Trainer, wenn du einmal einen Schüler in den Medien siehst, den du damals gecoacht hast, erfüllt dich das schon sehr mit Freude. Irgendwann willst du das als Trainer. Du willst sogar das dein Schüler vielleicht besser wird als du. Das war einer der Gründe, warum ich Trainer geworden bin.
Wie sieht 2018 aus?
-Wir haben heute 40 Mitglieder wollen bis Ende 2018 die 100 Leute erreichen und aus diesen dann eventuelle Kämpfer selektieren, sofern es der/die Kämpfer/in will, um sie auf ihren Weg zu unterstützen.
Punkto: Kampfsportveranstaltungen, wäre das etwas für dich?
-Ich habe großen Respekt vor Leuten, die so etwas veranstalten. Ich war selber in der Veranstaltungsebene tätig und weiß wie mühsam und anstrengend es ist ein Event auf die Beine zu stellen. In Österreich noch anstrengender als im Ausland, da man hier nicht sofort seine 15.000 Leute hat. Schlussendlich soll es sich rentieren, daher noch einmal mein Respekt an alle Leute, die das machen, denn ohne sie, hätten wir keine Turniere oder legale Kämpfe hier – Dankeschön an alle.