2017 hätte nicht besser laufen können für den Oberndorfer Taekwondo-Athleten Aleksandar Radojkoviv: Platz 5 beim Weltranglistenturnier der French Open in Paris, Goldmedaille und Bronze bei den Weltranglistenturnieren in Ägypten, Bronze in Sofia sowie Studenten-EM Titel in Portugal. Zudem konnte sich im Oktober der 21-Jährige Oberndorfer bei den Staatsmeisterschaften in Traiskirchen seinen bereits vierten Staatsmeistertitel sichern und Anfang Dezember vertrat das Oberdorfer Taekwondo-Aushängeschild das Österreichische Team nochmals bei der Europameisterschaft in den olympischen Gewichtsklassen in Sofia, bevor es dann in die verdiente Winterpause zum Aufbau ging. Davor sprachen wir noch mit dem Athleten über seine junge, aber erfolgreiche Karriere.
Kampfsport1.at: Hallo lieber Aleksandar, vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast! Kannst du unseren Lesern zum Einstieg eine kurze Zusammenfassung deiner Kampfkunst-Vita bitte geben?
-2005 habe ich mit Taekwondo im Verein Oberndorf angefangen. 2007 habe ich dann zum ersten Mal gekämpft und seit 2012 bin ich als Leistungssportler aktiv. Ein Jahr später holte ich dann den ersten Dan (Schwarzgurt) und holte auch meinen ersten Staatsmeistertitel. Im selben Jahr habe ich auch mein erstes internationales Turnier erfolgreich absolviert und wurde ins Österreichische Nationalteam aufgenommen. 2014 bis 2016 holte ich Medaillen bei Nationalen/Internationalen Turnieren und konnte so meine Erfahrungen ausweiten. Schließlich nahm ich 2017 bei der WM in Korea teil und wurde auch Studenteneuropameister, worauf ich dann ins HSZ (Heeressportzentrum) aufgenommen wurde.
Warum hast du dich letztendlich für Tae Kwon Do entschieden?
-Ich bin mit einem Volksschulfreund ins Training mitgegangen und war am Anfang nicht so überzeugt von der Sportart, weil ich früher etwas „dicker“ war. Hab aber einen enormen Wachstumsschub bekommen und dadurch hat mir der Sport auch immer mehr gefallen. Ich habe immer mehr trainiert und als dann die ersten Erfolge gekommen sind habe ich gewusst, dass ich dabei bleiben werde.
Viele Menschen wollen wissen, was die effektivste Kampfkunst ist. Lässt sich das überhaupt sagen und was ist deine Meinung?
-Was die „effektivste Kampfkunst ist“, ist meiner Meinung nach, immer schwer zu sagen. Da ich aus dem Kampfsport komme und nicht aus der Kampfkunst, kann ich nur sagen, dass jeder Sport /jede Kunst seine eigene Philosophie hat und diese auch verfolgt. Jeder Sportler muss sich den Sport aussuchen, der ihm liegt und ich glaube, dass das dann das effektivste sein wird, mit dem er sich am besten zu Recht finden wird.
(Kampfbeginn Staatsmeisterschaft Finale 2017)
Wo liegt der Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport?
Der Unterschied zwischen Kampfkunst und Kampfsport liegt, wie oben schon erwähnt, in der Philosophie des Sportes und der unterschiedlichen Zielsetzung. Kampfsport: Wie das Wort schon sagt, ist ein Sport. Es gibt Wettbewerbe, wo sich Sportler messen können. Es gibt Regeln, Techniken und Trefferflächen sind eingegrenzt, es gibt Gewichtsklassen. Fairness und Fairplay ist ganz wichtig! Kampfkunst: Ist entstanden, um sich gegen bewaffnete und unbewaffnete „Verbrecher“ zu Verteidigen ohne dabei an Fairness/Fairplay oder Mitleid zu denken. Ziel ist es dem „Gegner“ keine zweite Chance zu geben.
Wenn du deine Karriere rückblickend betrachtest, würdest du alles noch einmal so machen oder was würdest du ändern?
-Da ich eine noch sehr junge Karriere habe, kann ich sagen, dass ich nicht viel an ihr ändern würde. Ich habe schon sehr viele Kämpfe gehabt, viele gewonnen aber auch sehr viele Verloren. Aus jeder Niederlage, habe ich aber sehr viel mitgenommen und bin immer besser und besser geworden.
Was steht an für das Jahr 2018?
-Für das kommende Jahr steht sehr viel an. Ein Höhepunkt wird auf jeden Fall die Europameisterschaft im Mai in Kazan (RUS) sein und ebenso viele internationale Turniere, bei denen ich um Punkte für das Olympia Ranking kämpfen werde.
Wie war dein letztes Turnier?
Mein letztes Turnier (EM Olympische Gewichtsklassen) ist nicht so gut gelaufen. Ich habe meinen Auftaktkampf leider ganz knapp gegen den amtierenden Europameister verloren. War aber mit meiner Leistung zufrieden, weil ich nach einer 5 wöchigen Pause (krankheitsbedingt) nicht wirklich Zeit gehabt habe mich optimal auf das Turnier vorzubereiten.
Könnt Ihr Euch die vorgeführten Übungen selbst zusammenstellen oder sind bestimmte Elemente festgeschrieben?
-Bei uns im Taekwondo sind bestimmte „Grundtechniken“ vorgegeben, wann wir aber welche Technik verwenden bzw. welche Kombinationen wir kicken, ist uns überlassen.
Woran orientiert sich die Jury bei der Bewertung?
-Im Taekwondo gibt es nicht wirklich eine „Jury“. Unser Wettkampf ist so aufgebaut, dass wir elektronische Westen, elektronische Kopfschützer und Elektronische Sensorsocken haben, bei denen ein System, welches mit einem PC verbunden ist aufgrund von einem Magnetfeld Punkte auslöst. Westentreffer zählen 2 Punkte mit Drehung 3 und Kopftreffer 3 Punkte mit Drehung 4. Wir haben noch neben Weste, Kopf- und Fußschutz, einen Zahn-, Unterarm-, Tief- und Schienbeinschutz um möglichst vielen Verletzungen aus dem Weg zu gehen.
Dein stärkster Gegner bis jetzt war wer und wieso?
-Mein stärkster Gegner war bis jetzt ein Russe, Albert Gaun, weil er früher einer meiner Vorbilder war, dessen Kämpfe ich mir angeschaut habe und von dem ich auch immer wieder probiert habe mir Techniken abzuschauen. Doch als ich dann in meinem ersten Seniorenjahr gegen ihn kämpfen musste, war es eine richtige Überwindung für mich gegen mein „Vorbild“ zu kämpfen.
Welches Alter eignet sich am besten für den Einstieg und gibt es Kampfstile, die für ältere Menschen besonders geeignet sind?
-Taekwondo kann man in jedem Alter machen, da wir neben dem Olympischen Wettkampf noch andere Schwerpunkte haben wie z.B. Formenlauf oder Selbstverteidigung. Natürlich kann man als „Quereinsteiger“ bei einem Anfängerturnier mitmachen und sich mit anderen Anfängern messen.
Welche Tipps würdest du Interessenten geben, die neu mit einer Kampfkunst beginnen wollen?
-Mein Tipp ist es viel Neues auszuprobieren und auch auf das Umfeld im Training zu achten, dort wo man sich im Training gut fühlt sollte man bleiben.
Was ist dein größtes Ziel als Sportler?
-Mein größtes Ziel ist natürlich Olympia! 🙂
Unten seht ihr Aleksandar im Viertelfinale der Herren -74 Kg, Runde 3:
(Fotos: privat)
(Beitragbild: Nach dem Finale Staatsmeisterschaft 2017 mit Coach Alexander Geissler(li.) und Bernhard Grabner-Auer(re.))